KONZERTREISEN


Die Blasharmoniker reisen um die Welt


Seit unserer Gründung führen uns zahlreiche Konzertreisen immer wieder „rund um die Welt“.

Auf dieser Seite lassen wir Sie mit Bildern und Berichten daran teilhaben – und schwelgen selbst in Erinnerungen.

In Genf, um Genf und um Genf herum

Pünktlich um sechs Uhr morgens startete der Bus der Firma Betzmeir am Donnerstag am Gersthofer Festplatz. Mit koffeinhaltigen Getränken und Brezen im Gepäck verbrachten wir die nächsten acht Stunden in Gespräche vertieft, Musik hörend oder schlafend, bis wir dann kurz vor 14 Uhr unsere Heimat für die nächsten Tage in der Gemeinde Meyrin (CH) erreichten: die kommunale, unterirdische Zivilschutzunterkunft, der wir sofort den liebevollen Namen „Bunker“ gaben. Verteilt auf drei Schlafräume, in denen die Stockbetten dicht an dicht stehen, werden wir hier die nächsten Tage verbringen, frei nach dem Motto „Einfach, aber funktional“.

Meyrin ist eine Gemeinde im Kanton Genf und liegt an der Grenze zu Frankreich. Neben seiner Nähe zu Genf ist Meyrin insbesondere für das CERN (Conseil européen pour la recherche nucléaire, Europäische Organisation für Kernforschung) bekannt. Unsere Gastgeber hier sind die Mitglieder des Orchesters Musique Municipale de Meyrin (MMM), mit denen wir ein Konzert gestalten werden.

Nachdem wir unser Gepäck und die Instrumente verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg nach Genf, um die Stadt zu Fuß und mit dem Bus unter der sachkundigen Leitung von Barbara Münch-Hussmanns zu erkunden. Dabei führte uns unser Weg nicht nur durch das internationale Viertel mit all seinen Organisationen und Vereinigungen, sondern auch zum Reformationsdenkmal gegenüber der Université de Genève, vorbei an der mit 120 Metern längsten Holzbank der Welt (Promenade de la Treille) sowie zum Rathaus und der Kathedrale Cathédrale Saint-Pierre, die wir aufgrund einer offiziellen Veranstaltung allerdings nicht betreten konnten. Natürlich durfte ein Abstecher zum Ufer des Genfer Sees mit der Fontäne Jet d’eau und der berühmten Blumenuhr nicht fehlen.

Nach einer kurzen Stärkung wurde es am Abend dann das erste Mal ernst: Wir trafen die Musiker des Schweizer Blasorchesters für eine Probe der gemeinsam gespielten Stücke. Da beide Orchester gut vorbereitet waren, verlief die Probe komplikationslos und wir konnten uns dem gemütlichen Teil dieses Programmpunkts widmen: dem von der MMM gestifteten Abendessen. Bei allerlei Leckereien wie Pizza, Tomate-Mozzarella-Sticks, Grissini-Schinken-Häppchen, Oliven und natürlich Wein konnten wir unsere Gastgeber besser kennenlernen und auch die ein oder anderen Fremdsprachenkenntnisse wiederentdecken.

Nach dem Frühstück am Freitagmorgen besuchten wir das Besucherzentrum des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (United Nations High Commissioner for Refugees, UNHCR). Dieses Amt hat derzeit Filippo Grandi inne. Zu den Aufgaben dieser Institution gehören der Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen sowie das Leisten humanitärer Hilfe. In einem 90-minütigen Vortrag erfuhren wir mehr über die Struktur und den Auftrag der Organisation und erhielten Einblicke in die Lebenssituation der Bevölkerungsgruppe der Rohingya in Myanmar.

Bevor wir am späten Nachmittag mit den Konzertvorbereitungen begannen, hatten wir ein paar Stunden zur freien Verfügung, in denen wir Genf noch einmal auf eigene Faust entdecken konnten – ganz gleich ob kulinarisch, kulturell oder eher gemütlich.

Am Abend fand dann das Jubiläumskonzert der MMM statt, die ihr 110-jähriges Bestehen mit einer außergewöhnlichen Veranstaltung feierte: Zwischen den Musikbeiträgen der Orchester wird dem Publikum ein mehrgängiges Dinner serviert. Nachdem wir auf der größentechnisch herausfordernden Bühne Platz genommen hatten, unterhielten wir die Gäste mit Titeln wie „I wanna be like you“ und „The Bare Necessities“ aus dem Dschungelbuch, einem Medley aus dem König der Löwen, „Birdland“ und dem Thema des Films Rocky, „The Eye of the Tiger“. Nach einer kurzen Umbaupause, in der das Publikum seine Vorspeise serviert bekam, überzeugte die MMM in der zweiten Konzerthälfte das Publikum mit Musik und Gesang, z. B. mit dem italienischen „Nel blu, dipinto di blu“, „Blue Moon“, „Feeling Good“, einem Medley aus „Saturday Night Fever“ und Titeln aus dem Animationsfilm „Der Prinz von Ägypten“. Danach wurden die Gastgeschenke getauscht. Natürlich durften auch zwei gemeinsame Zugaben nicht fehlen: „Auf der Vogelwiese“ – selbstverständlich mit Gesang – und „Les Sardines“, ein überaus populärer französischer Song.

Während die Gäste sich auf ihr Dessert stürzten, war auch für uns endlich die Zeit fürs Abendessen gekommen. Zusammen mit den Musikern der MMM saßen wir an gemischten Tischen, lernten uns kennen und schlemmten uns durch die drei Gänge des hervorragenden Menüs mit Fisch-Variationen, Sauerbraten mit Rotkohl und einem Himbeer-Sahne-Törtchen. Nach einem ausgelassenen Abend machten wir uns auf in den Bunker, um dort den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.

Am Samstag waren wir früh auf den Beinen, denn die Führung durch das CERN begann bereits um 9 Uhr. Aufgeteilt in zwei Gruppen zeigten uns zwei Musiker der MMM ihren Arbeitsplatz, informierten uns über die Geschichte des CERN und erläuterten, womit sich die vielen internationalen Forscher des CERN beschäftigen. Dabei machte es die Mischung aus Präsentation, Vorträgen, einer Ausstellung und einer Multi-Media-Show leicht, bei dem anspruchsvollen Thema nicht die Konzentration zu verlieren.

Das Mittagessen bereitete die Société de Musique de Ferney-Voltaire (SMFV) für uns zu und verwöhnte uns mit einer hausgemachten Pastete aus selbst erlegtem Wild, einem leckeren Geflügelgericht mit Kartoffelgratin und einem Nachtisch aus Apfelkuchen und selbst gemachtem Eis.

Den Nachmittag verbrachten wir mit einer Führung durch das „Château de Voltaire“ in Ferney-Voltaire. Das Städtchen liegt im Département Ain und in unmittelbarer Nähe zum Genfer See. Der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire lebte hier von 1759 bis zu seinem Tod im Jahr 1778. Das Gebäude wurde erst kürzlich renoviert und lockt Besucher (wie nur drei Tage zuvor den amtierenden französischen Präsidenten Emmanuel Macron) mit einer hübschen Fassade und einer schönen Gartenanlage mit Blick auf den Genfer See und das atemberaubende Alpenpanorama. Die detailliert gestalteten Zimmer geben dank ihrer historischen Einrichtung und Ausstattung einen interessanten Einblick in die Lebensweise Voltaires.

Nach einer Anspielprobe am späten Nachmittag gemeinsam mit der SMFV lauschten wir dann den Klängen unseres französischen Partnerorchesters, das die erste Hälfte seines diesjährigen Jahreskonzerts bestritt. Trotz ihres hohen Alters von 174 Jahren hat die SMFV erstaunlich viele junge Musiker in ihren Reihen. Es erklangen Melodien aus den Filmen „La La Land“ und „The Rock“, ein Medley mit Titeln der Red Hot Chili Peppers und ein Stück, bei dem die Schlagzeuger des Orchesters ihr Können auf blauen Kunststofftonnen bewiesen. Nachdem wir unsere Hälfte des Konzerts bestritten hatten, gaben die beiden Orchester dem Wunsch des Publikums nach und spielten zwei Zugaben: „Auf der Vogelwiese“ und „Queen’s Park Melody“. Auch der obligatorische Austausch von Gastgeschenken zwischen den Orchestern durfte nicht fehlen, gefolgt von der Wiederholung der „Vogelwiese“ als dritter Zugabe nach lautstarkem Verlangen durch das Publikum. Nach dem Konzert konnten wir uns am von der SMFV spendierten Buffet stärken und bei dieser Gelegenheit unsere französischen Gastgeber besser kennenlernen.

Am letzten Tag unserer Mini-Konzertreise machten wir uns vormittags auf nach Annecy, Hauptstadt des Départements Haute-Savoie. Diese ostfranzösische Stadt liegt malerisch am Fuß der Alpen und am Ufer des Lac d’Annecy. Neben dem Château d’Annecy und einer spätgotischen Kathedrale ist die Stadt vor allem für ihre Altstadt Vieille Ville mit engen Gässchen, Kopfsteinpflaster, sich schlängelnden Kanälen und bunten Häusern bekannt. Ein echter Blickfang ist auch der Palais de l’Isle, der mitten im Fluss Thiou steht und die Besucher im historischen Stadtteil von Annecy willkommen heißt. Nach einem Bummel über den örtlichen Markt und einem Spaziergang durch die Altstadt haben wir vor der Heimreise einen Abstecher nicht nur an, sondern auch auf den Lac d’Annecy gemacht: Auf dem Plan stand eine Stunde Tretbootfahren. Bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein dümpelten wir mit den Tretbooten auf dem unfassbar blauen Wasser des Sees vor den im Hintergrund aufragenden Bergen.

Dann hieß es: Alle Mann zurück in den Bus. Nach einer staufreien Fahrt kamen wir abends wohlbehalten wieder in Gersthofen an.

Besonders erwähnenswert sind an dieser Stelle noch einige Personen, die sich für die Organisation und den reibungslosen Ablauf unseres Ausflugs eingesetzt haben. Dank gilt hier unserem Busfahrer Stephan Eutaxias, der uns sicher an alle Ziele brachte und bereitwillig den Part des Fotografen übernahm, wenn wir musikalische Verpflichtungen hatten. Damit auf den Fahrten oder morgens beim Frühstück niemand hungern musste, kümmerte sich Michaela Kürzinger vorbildlich um die Verpflegung im Bus und im Bunker – oft sogar mit persönlichem Platzservice. Josef Schiele, der erst seit kurzer Zeit unser neuer erster Vorstand ist, hat uns nicht nur wunderbar angeführt, sondern auch beeindruckende Reden auf Französisch gehalten. Unser neuer zweiter Vorstand Ralf Hussmanns, durch den der Kontakt zu den beiden Orchestern in der Schweiz und in Frankreich zustande kam, hat im Vorfeld viel Zeit und Mühe in die Organisation der Konzertreise gesteckt und uns auch während der Reise durch seine Orts- und Sprachkenntnisse viele Bürden abgenommen. Während der beiden Konzerte sagte Ralf unsere Stücke auf Französisch an, auf der Grundlage von Texten, die Sandra und Walter Hochmuth auf Deutsch verfasst hatten. Wir bedanken uns auch bei Barbara Münch-Hussmanns, die sich nicht nur bereiterklärt hat, unsere Reiseführerin in Genf und Dolmetscherin zu sein, sondern mit dem Auto auch immer wieder für notwendige Fahrten zur Verfügung stand. Da wir aufgrund der Pfingstferien etwas geschwächt waren, geht ein herzliches Dankeschön auch an die Aushilfen Franziska, Silvia und Simon, die uns musikalisch unterstützt haben. Anerkennung gebührt natürlich auch Uli Fischer, der neben der Vorbereitung für unsere Serenade die musikalische Vorbereitung für die Genf-Fahrt, mit einer kleineren Reisebesetzung, gestemmt hat und sich außerdem um das Organisieren von Aushilfen für die schwächer besetzten Register gekümmert hat.

Auf Seiten der Partnerorchester danken wir den Präsidenten Philippe Fosserat (MMM) und Pierre Masson (SMFV) sowie Roman Ramer, Kerstin Kotthoff und Jens Vigen (MMM) und Grace Francey, Guillaume Fournier und Lionel Denis (SMFV) für ihre warmherzige Gastfreunschaft und die hervorragende Organisation unseres Besuchs.

Alles in allem hatten wir ein paar sehr schöne Tage in der Schweiz und in Frankreich und freuen uns schon darauf, unsere Partnerorchester in der nahen Zukunft in Gersthofen begrüßen zu dürfen.


Schweiztournee 2016

Unsere Schweiztournee führte uns nach Dornach, Gempen, Hochwald und Basel

Kurz und knackig war sie, unsere diesjährige Tournee in die Schweiz vom 12. bis 15. August 2016. Mit einer etwas reduzierten Truppenstärke von knapp 40 Musikern kamen wir der Einladung von Diakon Wolfgang Müller nach, den wir 2013 in Brasilien kennengelernt hatten.

Nach der rund fünfstündigen Anreise in Richtung Basel bereiteten uns die Gastgeber aus Dornach, Gempen und Hochwald einen tollen Empfang und ließen uns auch in den nächsten Tagen ganz besonders ihre Gastfreundschaft spüren.

Während wir den ersten Tag mit Ortsbesichtigungen in Gempen und Dornach und einem beeindruckenden Besuch im Musikautomatenmuseum in Seewen noch etwas ruhiger angehen konnten, waren wir spätestens am Abend bei unserem ersten musikalischen Einsatz, einem Benefizkonzert zur Sanierung des Glockenturms in Gempen, gefordert.

Den darauffolgenden Sonntag begannen wir mit der Fahrt zur ersten von zwei Bergmessen. Der Gottesdienst wurde von uns musikalisch untermalt und auch das darauffolgende Mittagessen unter freiem Himmel musste von uns erst einmal „erspielt“ werden. Nachmittags statteten wir dann Basel einen kurzen Besuch ab. In einer guten Stunde wurden wir zu den wichtigsten Schauplätzen der Stadt geführt, die für den einen oder anderen sicherlich Lust auf mehr machte, bevor wir auch die Basler auf deren Marktplatz von unserem Können im Rahmen eines kurzen Standkonzerts überzeugten. Abends folgte dann, wieder zurück in Dornach, ein gemeinsames Grillfest mit unseren Gastfamilien, welches zeigte, dass sich der ein oder andere schon ganz heimisch fühlte.

Bevor es am Montagnachmittag wieder in Richtung Gersthofen ging, spielten wir bei bestem Wetter noch unseren letzten Auftritt bei der zweiten Bergmesse. Das abschließende Mittagessen ließ dann noch einmal Zeit uns nochmals ausgiebig bei unseren Gastgebern zu bedanken, die uns den Aufenthalt in der Schweiz zu einem schönen Erlebnis gemacht haben, an das wir uns noch lange erinnern werden. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bald einmal wieder, wenn die Blasharmoniker wieder auf Tournee gehen.


Zu Gast bei den Ärmsten

Mit unserer Konzertreise nach Brasilien sammelten wir Geld für südamerikanische Waisenkinder.

Als am Flughafen in Rio de Janeiro drei Kleinbusse vorfuhren, einer davon ein in die Jahre gekommener VW-Bully, konnten wir uns nicht vorstellen, wie 50 Musiker samt Gepäck und Instrumenten damit transportiert werden sollten. Doch blieb das bei Weitem nicht das Einzige, was für uns vor dieser Konzertreise unvorstellbar gewesen war. Einen Tag zuvor, am 22. August 2013, landeten wir nach fast 20-stündiger Anreise in Sao Paulo (Gersthofen-Frankfurt-Sao Paulo).

Die Fahrt zur Gemeinde St. Bonifatius nutzte deren deutscher Pfarrer, um uns unterhaltsam auf Brasilien vorzubereiten. Und bereits am ersten Tag lernten wir, dass auch das Mixen von Caipirinhas zum Handwerkszeug eines jeden Brasilianers oder auch deutschen Geistlichen in Sao Paulo gehört. Wir bedankten uns mit unserem ersten Konzert in Südamerika und freuten uns über das anschließende brasilianische Barbecue.

Doch bereits am nächsten Tag ging es weiter mit dem Flugzeug nach Rio de Janeiro. In den drei Kleinbussen zusammengezwängt – mit Instrumenten neben, unter oder auf uns – erreichten wir unser Quartier in Niteroi, einer Nachbarstadt Rios. Wir waren untergebracht in der Sportanlage „ANDEF“, deren Hallenbad wir vor allem nachts ausgiebig nutzten, wenn auch nicht immer mit Rücksicht auf bereits schlafende Musikerkollegen. „ANDEF“ ist ein soziales Sportprojekt, das die Stadt Niteroi für Menschen mit Behinderungen betreibt. Dass so viel soziales Engagement von kommunaler und staatlicher Seite in Brasilien nicht selbstverständlich ist, erfuhren wir am Tag darauf im Waisenhaus „Lar de Criança“, das der deutsche Pfarrer Franz Neumair 1990 in Niteroi gegründet hatte.

7.000 Euro Spende

2012 hatten wir für dieses Projekt mit unserem Jahreskonzert bereits erste Spenden sammeln können. Franz Neumair stellte dabei die Arbeit des Waisenhauses dem Publikum vor. Die Faszination für dieses ehrenamtliche Engagement eines Einzelnen war es auch, die uns dann nach Brasilien führte, wo wir selbst helfen wollten. Mit insgesamt über 7000 Euro, bestehend aus Spenden der Kolpingsfamilie Gersthofen, des Klinikums Augsburg und aus den Einnahmen unserer Konzerte in Deutschland und Brasilien, konnten wir so einen Beitrag für die dringend benötigte Arbeit leisten. Die Verhältnisse, aus denen die Kinder stammen, die in diesem Heim versorgt werden, waren für uns im Vorfeld kaum vorstellbar. Wenn Mütter aufgrund absoluter Armut um das Leben ihrer Babys fürchten und sich gezwungen sehen, diese abzugeben, wenn Eltern auf offener Straße der brutalen Kriminalität in Brasilien zum Opfer fallen und wenn sich der Staat nicht in der Lage sieht, den betroffenen Menschen zu helfen, dann kann man die Bedeutung einer solchen Einrichtung, wie wir sie in Niteroi kennenlernen durften, nicht hoch genug einschätzen. Schwester Tereza, die das Waisenhaus leitet, erzählte uns von den Schicksalen einzelner Kinder und einige von uns durften die Kleinsten auf den Arm nehmen. Mit Konzerten wie im Teatro Municipal in Niteroi, einem Kirchenkonzert in Icarai oder auch mit der Gestaltung eines Nachmittages im Deutschen Club in Rio, inklusive extra einstudierter bayerischer Folklore-Darbietungen, konnten wir weitere Spenden sammeln. Ein besonderer Höhepunkt war ein Tag der musikalischen Begegnungen im „Lar de Criança“. Wir präsentierten unsere Musik und bayerische Tänze und durften dafür die von den Kindern des Waisenhauses und von Jugendlichen in anderen sozialen Projekten extra einstudierten Samba-Tänze, Flötenstücke oder Aufführungen von Capoeira, einem brasilianischen Kampftanz, genießen.

Auf dem Weg zum Kindergarten Sao Bento, den der deutsche Diakon Wolfgang Müller nur mit Hilfe von Spendengeldern in der Nähe der Stadt Maricá betreibt, statteten wir einer staatlichen Schule einen Kurzbesuch ab. Bei diesem Konzert auf dem Pausenhof wurden wir völlig von der Begeisterung und dem frenetischen Jubel der Jugendlichen überrascht. So mancher Musiker war anschließend ein beliebtes Foto- oder Selfie-Motiv. Im Kindergarten von Wolfgang Müller erfuhren wir dann von Eltern, die auf die kostenfreie Unterbringung ihrer Kinder angewiesen sind, um das Nötigste zum Überleben verdienen zu können. Wir unterstützten auch dieses Projekt für die Kinder der Ärmsten vor Ort mit dem Erlös eines Konzertes.

Allerdings konnten auch wir etwas mit nach Hause nehmen: Durch die Kooperation, die gemeinsame Probenarbeit und ein Gemeinschaftskonzert mit einem Jugendorchester des Musikprojektes „Aprendiz“ der Stadt Niteroi lernten wir nicht nur junge, motivierte brasilianische Musiker kennen, sondern versuchten uns auch am für uns doch sehr fremden Samba-Rhythmus. Der Kontakt zu Musikern des Orchesters besteht bis heute, nicht zuletzt weil uns drei davon im Frühjahr 2014 in Deutschland besuchten und als Gaststudenten in Augsburg am Leopold-Mozart-Zentrum studierten.

Auf die Ausflüge auf den Zuckerhut und zur Jesus-Statue auf dem Corcovado hatten sich natürlich alle gefreut. Schwer vorzustellen, dass wir gerade die Statue aufgrund dichten Nebels nicht sehen konnten, obwohl wir direkt davor standen. Doch dies, die kleinen Busse oder gar der Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft, ein Jahr später in diesem Land, waren dabei eigentlich gar nicht so unvorstellbar. Unvorstellbar waren vor allem die Schicksale von Menschen, denen wir begegneten. Menschen, denen wir mit dem Erlös unserer Musik vielleicht ein wenig helfen konnten.


In Vino Musica

Musikalische Reise in die Pfalz

Auf Einladung des Weingutes Benß und der Freiwilligen Feuerwehr Bockenheim-Kindenheim bereisten wir im September 2010 die Pfalz.

In der vor allem für hervorragende Weine bekannten Region lernten wir neben der Kulinarik auch die pfälzische Kultur und Geschichte kennen. So führte uns ein Tagesausflug durch die schöne Landschaft entlang der Weinstraße auf die Hardenburg. Dort erweckte ein großes Mittelalterfest Ritter, Gaukler und Marktschreier wieder zum Leben. Dass die Zeit der Pfalz als Teil des bayerischen Königreichs im 19. Jahrhundert noch nicht vergessen  ist, zeigte der Sonntag, an dem das Andechser Bräustüberl kurzerhand
ins Feuerwehrhaus nach Bockenheim verlegt wurde. Die Freiwillige Feuerwehr richtet hier seit Jahren ein Bierfest in der Hochburg des Weinanbaus aus. Wir unterhielten die zahlreichen Gäste bei Weißwürsten, Brezen und natürlich original Andechser Bier, unserem Gastgeschenk. Mit bayerischer, aber auch moderner Big-Band-Musik trafen wir genau den richtigen Ton.

Natürlich durfte beim Besuch in einem der bedeutendsten  Weinanbaugebiete Deutschlands auch eine Weinprobe nicht fehlen. Gelegenheit dazu hatten wir nicht nur bei der Winzerfamilie Benß, die uns mit edlen Tropfen aus eigenem Anbau verwöhnte, sondern auch bei einem Weinfest im Nachbarort, das wir musikalisch umrahmten.

Bei so viel innerdeutscher Völkerverständigung ließ der Gegenbesuch aus der Pfalz in Bayern nicht lange auf sich warten. Die Gelegenheit bot sich bereits zwei Monate später bei unserem Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen, bei dem wir unsere neuen Freunde begrüßen durften.


Tournee zu Winnetous Jagdgründen

Konzertreise nach Kroatien und Gegenbesuch in Gersthofen

Mit 35 Musikern machten wir uns Ende Mai 2009 auf, um unsere Musik im Land an der Adria zu präsentieren. Erste Station war die für ihr Bier berühmte Renaissance-Stadt Karlovac.

Gemeinsam mit dem ortsansässigen Orchester gestalteten wir ein Konzert im Theater Zorin Dom, das nach dem Krieg aufwendig restauriert worden war. In Karlovac, einer Frontlinie im serbisch-kroatischen Krieg, sind noch heute an vielen Häusern Spuren der Gewalt und Zerstörung zu sehen, wie wir bei einer Stadtführung deutlich erkennen konnten. Bei einem deutsch-kroatischen Abschiedsfest zeigte sich die Musik dann auch als Sprache der Völkerverständigung.

Die Reise führte weiter nach Ivanic-Grad, wo wir zusammen mit der Stadtkapelle am Pfingstsonntag das Firmfest vor der Kirche umrahmten. Traditionell verlief auch der Abend, an dem uns eine kroatische Folklore-Feier mit kulinarischen und musikalischen
Spezialitäten geboten wurde. Nach einem Besuch der Hauptstadt Zagreb ging es weiter an die Plitvicer Seen, bekannt als Drehort aus
den Winnetou-Filmen. Inmitten des 300 Quadratkilometer großen Naturparks musizierten wir für die zahllosen Tagestouristen, die wie wir die einmalige Schönheit der Landschaft des UNESCO Weltnaturerbes genossen.

Nach den terminreichen Tagen gönnten wir uns auf der Adria-Insel Rab zwei Tage Erholung, bevor wir zu unserer letzten Etappe nach Novi-Vinodolski aufbrachen. Beim dortigen Blasmusikwettbewerb der 16 besten Orchester des Landes durften wir als Ehrengäste auftreten. Mit kiloweise Ajvar im Gepäck traten wir dann die Heimreise nach Gersthofen an.

Zu Gast in Gersthofen

2010 durften wir uns über den dreitägigen Besuch von 38 Musikern des Städtischen Orchesters aus Karlovac in Gersthofen freuen. Das musikalische Highlight des Besuchs stand am Freitagabend im Zuge des „MAX 10“-Festivals in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg auf dem Programm. Das Städtische Orchester Karlovac bescherte zusammen mit dem Jugendorchester Gersthofen und uns Blasharmonikern den zahlreichen Besuchern gewaltige Klangerlebnisse in diesem ungewöhnlichen Konzertsaal. Die drei Orchester präsentierten sich außerdem bei einem Standkonzert auf dem Gersthofer Rathausplatz. Auch Bürgermeister Jürgen Schantin zählte zu den begeisterten Zuhörern. Bereits am Vortag hatte er das Orchester im Rathaus empfangen, wo sich alle Musiker in das Goldene Buch der Stadt eintragen durften. Zum Abschluss des rundum gelungenen Gegenbesuchs feierten die Kroaten mit ihren Freunden zusammen auf der Swing-Serenade der Schwäbischen Musikanten und beim danach organisierten Grillfest. Als Überraschungsgäste traten dabei die Datschipipers mit ihren Dudelsäcken auf und begeisterten alle Zuhörer.


Die Blasharmoniker in Fernost

Konzertreise nach China

Bereits in Lederhosen und Haferlschuh, bequem und unverwechselbar – so starteten einige Blasharmoniker am 23. August 2006 vom Münchner Flughafen ihre Reise über Bejing (Peking) nach Shenyang. Nach einer 18-stündigen Reise wurden wir in unserem luxuriösen Hotel Kempinski begrüßt.

Schon auf unserer Russland-Reise 1994 hatten uns Freunde aus der djo begleitet. Darunter auch Kristina Schippl, deren Vater in der Leitung von BMW China tätig war. Diesen Kontakt konnten wir auch in China nutzen: Peter Schippl hatte über seine Beziehungen das Hotel Kempinski mit ins Boot geholt. Zudem spannte er auch seine frühere Sekretärin Susan Liu ein, die sehr viel Zeit für uns als Begleitung und Dolmetscherin aufwandte.

Musikalisch bestritten wir vier unserer elf Auftritte in China auf der Internationalen Gartenausstellung in Shenyang. Zum ersten Auftritt wurde unser Bus mit vorausfahrendem Blaulicht von der Polizei eskortiert. Das war auch nötig, damit wir trotz des in China üblichen dichten Stadtverkehrs pünktlich erscheinen konnten. Bei allen Konzerten unterhielten wir unser Publikum mit bayerischer Folklore und unserem Swing- und Big-Band-Programm, etwa bei der Einweihung eines Hochhauskomplexes, einem Nachmittagskonzert in einem Einkaufszentrum und einem Ständchen für die Mitarbeiter der bayerischen Firma Dräxlmeier. Bei unseren beiden Auftritten im Paulaner Bräuhaus-Keller des Kempinski Hotels konnten wir unser Programm um ein besonderes Schmankerl erweitern: Schon Wochen vor unserer Reise übten vier Dirndln (Bernadette Dorfner, Heike Einmüller, Michaela Kürzinger, Nicole Schwab) und Buam (Armin Hoppmann, Herbert Kürzinger, Marcus Ammann, Thomas Ziegler) bayerische Volkstänze. Nun begeisterten sie das Publikum mit Drehern und Schuhplattln in China. Danach banden sie unsere chinesischen Gäste mit ein.

Den musikalischen Höhepunkt der Reise bildete unser Auftritt auf dem Government Square in Shenyang. Als wir mit unserem Bus dort eintrafen, war der Platz bereits gut gefüllt mit Chinesen, die ihrer Abend-Freizeitbeschäftigung nachgingen: Kaligraphie mit großen Pinseln und Wasser auf den Platten des Platzes, Gymnastik oder Kartenspielen. Nach Hereinbrechen der Dunkelheit jedoch gehörte uns die volle Aufmerksamkeit eines 5.000 Personen starken Publikums. Mit unserem abwechslungs-reichen Programm und nicht zuletzt auch mit zwei eigens eingeübten chinesischen Stücken, „A Lovely Rose“ und dem traditionellen Volkslied „Liu Yang River“, konnten wir das Publikum begeistern. Die anfangs eher reservierten Chinesen gingen am Schluss so aus sich heraus, dass wir erst nach mehreren Zugaben von der Bühne gelassen wurden. Unsere Blasharmoniker-Aufkleber fanden reißenden Absatz und sogar unsere Wasserflaschen waren interessant. Dieses Konzert bleibt wohl für alle Beteiligten unvergesslich.

Auch für Ausflüge und Besichtigungen blieb genügend Zeit. Schier erschlagen wurden wir bei der Begehung der berühmten Chinesischen Mauer, die wir an deren östlichsten Ende bei Dandong erklommen. Bekamen wir von dem anstrengenden, steilen Aufstieg schon weiche Knie, so ergriff uns oben angelangt das Bewusstsein für die Bedeutung dieses Ortes. Bei einem Bootsausflug auf dem Grenzfluss Yalu in Dandong wurde uns dann der Unterschied zwischen dem aufstrebenden China mit seiner geradezu immensen Bauwut und dem armen nordkoreanischen Nachbarn vorgeführt. In Shenyang selbst konnten wir die rot-goldenen Paläste der Verbotenen Stadt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts besichtigen, dem ersten Sitz der mandschurischen Qing-Dynastie. Denn erst mit der weiteren Ausbreitung der Macht über weite Teile des chinesischen Kernlandes 1644 verlegte man den Regierungssitz und Kaiserpalast nach Peking.

Nach dem Abschiedsabend im Paulaner Bräuhaus in Shenyang ging die Reise weiter in die Hauptstadt Bejing. Auch hier erstaunten uns die historischen Bauten der Kaiserzeit: der Himmelstempel, die großzügigen kaiserlichen Gärten und die engen HuTong-Viertel. Nach einem Aufstieg in den Trommelturm durchquerten wir zuerst auf Rikschas, dann zu Fuß die historische Altstadt. Uns faszinierten die exotischen Tiere auf den Märkten und die abenteuerliche Verkabelung der dicht beieinander stehenden Häuser. Nicht zuletzt erschließt man sich den Zugang zu einer fremden Kultur durch das Essen. Aus der anfänglichen Ratlosigkeit – Was ist das? Und wie esse ich das? – konnten uns Peter Schippl und Susan Liu schnell heraushelfen. Wir probierten alles: Fisch in dicker brauner Soße, gegrilltes Fleisch auf Spießen und gezuckerte Tomaten, gegrillte Hühnerfüße, gekochte Rindersehnen und überbackenen Seetang, eine Suppe mit der meterlangen Geburtstagsnudel, die das Geburtstagskind Michael Maier mit Stäbchen essen durfte, Aale so klein wie Raupen, Käfer und vieles mehr. Nur eines fanden wir nie: Reis. Der gilt als „Arme-Leute-Essen” und wird Gästen erst gar nicht angeboten.

Der Heimflug verlief fast schon langweilig, wäre da nicht das leere Gepäckband am Frankfurter Flughafen gewesen – unsere Instrumente und Koffer fehlten. Lange Gesichter: was für ein Desaster, wenn uns das auf dem Hinweg nach China passiert wäre! Nach dem ersten Schock war das aber auch nicht mehr schlimm. So mussten wir uns wenigstens nicht mit unserem Tross im Zug plagen. Die Gepäckstücke trafen ein paar Wochen später in Deutschland ein.


Brettljausn und Most

Zum Erntedank nach Kärnten

Im Jahr 2005 waren wir für einen Kurzbesuch unterwegs in Österreich, genauer in St. Oswald bei Bad Kleinkirchheim. Wir folgten dabei dem Ruf und der Einladung der lieben Frau Mama unseres Tubisten Andreas Lobmaier in dessen Geburtsstadt. Für das Erntedankfest hatten wir uns musikalisch bestens vorbereitet und begaben uns voller Erwartung auf die Fahrt durch die alpenländische Bergwelt.

Am ersten Tag ging‘s zum Eingewöhnen auf die Aufegger Hütte zur Wirtin Roswitha. Nach einer kleinen Bergwanderung verbrachten wir bei Brettljausn und Most einen urgemütlichen Abend. Leider war uns Petrus nicht wohlgesonnen. Es regnete das ganze Wochenende hindurch und der Erntedankumzug musste abgesagt werden. Unser Blechensemble umrahmte jedoch den Festgottesdienst in der örtlichen Kirche. Auch im nahegelegenen Hotel Hinteregger bekamen wir Gelegenheit, unsere Musik zu Gehör zu bringen. Ausgezahlt wurden wir mit Speis und Trank.

Drei Tage waren natürlich viel zu kurz und so vereinbarten wir – bei einem Schnapserl – sofort das nächste Stelldichein.


Watt, Wind und wir!

Ein Jahr nach unserem Besuch in Bordelum folgte 2001 die zweite Konzertreise an die Nordsee.

Im nordfriesischen Wattenmeer liegt vor der Westküste Schleswig-Holsteins die stille Schwester der großen lebhaften Inseln Sylt, Föhr und Amrum: Pellworm – die grüne Insel. Mit der Fähre setzten wir nach zwölfstündiger Busfahrt von Nordstrand nach Pellworm über, wo wir sehr herzlich von Bürgermeister Jürgen Feddersen empfangen wurden, der uns zu unserer Unterkunft führte, dem „Kinderhof“ der Familie Lucht.

Viele von uns konnten schon am ersten Tag dem Ruf des Meeres nicht widerstehen und folgten diesem zum Strand. In einem traditionellen Wirtshaus hatten wir abends den ersten Kontakt mit der ausgezeichneten friesischen Küche. Am nächsten Tag machten wir uns nach einem fürstlichen Frühstück auf zur Hallig Hooge. Beim Anblick unseres Wassertaxis glaubten wir jedoch nicht, dass wir so weit kommen würden, geschweige denn, dass wir alle darin Platz fänden. Auf unseren Instrumenten sitzend gelangten wir jedoch trocken auf die Hallig. Am Anlegepunkt erwartete uns bereits eine Pferdekutsche, die uns zur Hanswarft kutschierte. Nach einem kühlen „Flens“ bekamen wir im Sturmflutkino die Gewalt des Meeres vor Augen geführt. Für die Menschen hier bedeutet es, mit dem Meer zu leben und sich mit seinen Launen zu arrangieren.

Bei brütender Hitze gaben wir anschließend im Café Seehund eine erste Kostprobe unserer Musik. Dort trafen wir unter den Zuhörern unsere Freunde aus Bordelum – die Freude war natürlich riesengroß! Als Höhepunkt der Reise stand am Abend ein Kurkonzert in der Freizeithalle Pellworm auf dem Programm. Gut gelaunt gaben wir unser breites Repertoire zum Besten. Die Hitze machte uns jedoch so zu schaffen, dass wir kurzerhand mit einer Runde kühlen Bieres die bayrische Gemütlichkeit einführten. Zweimal durften wir uns am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein beim Hafenfest mit unserem bunten Programm von Larridah bis Tiger-Rag präsentieren. Auch dort waren wieder unsere Freunde aus Bordelum bei uns, die wir nach dem Fest an der Fähre nur ungern verabschiedeten.

Montag war Ruhetag, ein Tag ganz für uns allein. Ein Wohlfühlprogramm für müde Füße war die Wattwanderung am Vormittag. Einige machten sich danach mit dem Rad auf den Weg, andere rollten lieber auf kleineren Rädern dem Wind davon und die Fleißigen sorgten für den Einkauf für unseren Abschlussabend. Eine große Grillparty mit all unseren Gastgebern rundete die wunderschönen vier Tage auf Pellworm ab. Auf der langen Rückreise schwelgten viele noch in Gedanken an die grüne Insel, mit Watt, Wind und wahrhaft netten Menschen.


Tief im Norden

Im Jahr 2000 präsentierten wir bayerische Blasmusik in Nordfriesland und durften die nordische Gastfreundlichkeit erleben.

Nach einigen Auslandsreisen zog es uns Blasharmoniker im Jahr 2000 nach Bordelum in Nordfriesland. Dort besuchten wir den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bordelum. Neben täglichen Standkonzerten war einer der musikalischen Höhepunkte die Serenade mit einem anschließenden bayerischen Abend auf dem höchsten Punkt Nordfrieslands, dem Stollberg (44 Meter ü. N. N.). Mit Standing Ovations entließ uns das nordfriesische Publikum erst nach mehreren Zugaben.

Jürgen Feddersen, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages sowie Bürgermeister und Kurdirektor der Insel Pellworm, fand so großen Gefallen an unseren musikalischen Darbietungen, dass er uns spontan für das darauffolgende Jahr im Rahmen einer Konzertreise auf die Insel Pellworm einlud. Neben der Musik standen auch zahlreiche kulturelle und naturkundliche Exkursionen auf dem Programm. So wandelten wir in der Ausgrabungsstätte der ehemaligen Handelsstadt Haithabu auf den Spuren der Wikinger. Auch ein Besuch in dem damals seit einem Jahr bestehenden Wattforum Tönning durfte auf keinen Fall fehlen! In einigen malerischen Städtchen konnten wir die teilweise noch sehr traditionellen Lebensgewohnheiten der Nordfriesen erleben. Sogar die Kunst des Krabbenpulens erlernten wir unter fachkundiger Anleitung unserer Gastgeber. Unsere Anstrengung wurde mit einem Pharisäer, dem friesischen Nationalgetränk, belohnt.

Im Oktober 2003 besuchte uns dann eine Abordnung des Feuerwehrmusikzuges in Gersthofen. Früh morgens hießen wir unsere Gäste mit einem Weißwurstfrühstück willkommen, ehe wir zusammen zur Stadtbesichtigung nach Augsburg fuhren. Für das weitere Programm hatten die Friesen den Schwerpunkt
auf bayerische Kultur gelegt: Das Schloss Neuschwanstein, Kloster Andechs und die Wies‘n standen auf dem Plan und wurden akkurat „abgearbeitet“.

Was 1986 in einer Bundeswehrkaserne in Flensburg mit der Freundschaft eines nordfriesischen Trompeters (Dirk Paulsen) und eines bayerischen Posaunisten (Karl-Heinz Herget) begann, hat bis zum heutigen Tag Früchte getragen. Viele neue Freundschaften sind entstanden und werden in regelmäßigen Besuchen gepflegt, denn eins sei noch gesagt: Auch wenn‘s nur wenige kennen, Bordelum ist eine Reise wert!


Abenteuer Afrika

1998 führte uns eine Konzertreise nach Afrika.

In Namibia konnten wir nicht nur unsere Musik präsentieren, sondern erhielten auch unvergessliche Eindrücke von der Landschaft, der Tierwelt, der Küche und natürlich von den Menschen dieses schönen Landes.

Im Sommer 1998 unternahm ein Ausschuss, repräsentiert u.a. durch unsere Musiker Walter Hochmuth (offizieller Vertreter der Blasharmoniker) und Andreas Landau (offizieller Vertreter der djo), eine Sondierungsfahrt nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Vor Ort sollten mit Michaela Mittmann, der dortigen Kooperationspartnerin des National Youth Council Namibia, Organisation und Ablauf unserer geplanten Konzertreise abgeklärt werden. Auch Familie Lukaschik saß im Flieger, um ihren Neffen im fernen Afrika zu besuchen. Und wie es der Zufall so wollte, kamen die Herren Landau und Lukaschik ins Gespräch, worauf Herr Lukaschik Andreas seine Visitenkarte aushändigte, falls bezüglich unserer anstehenden Konzertreise Fragen oder Probleme auftreten würden. Hätte er dieses Angebot lieber nicht ausgesprochen. Denn schließlich stellte sich in Windhoek bald heraus, dass Andis Vorstellungen für unsere zehntägige Reise so einfach nicht umgesetzt werden konnten. Was lag da näher, als Herrn Lukaschiks Unterstützung anzunehmen.

Und so traten 31 Musiker sowie Vertreter der djo mit Sack und Pack am 30. August 1999 gemeinsam mit Familie Lukaschik die Flugreise zunächst von München nach Madrid an. Dort sicher gelandet wurde uns sogleich mitgeteilt, dass sich unser Anschlussflug nach Johannesburg in Südafrika aufgrund technischer Mängel – was immer das auch heißen mochte – zunächst um einige Stunden verzögern würde. Endlich in Johannesburg angekommen verpassten wir unseren Anschlussflieger nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Nach einigem Hin und Her und so manchen sprachlichen Grenzerfahrungen machten wir die nächste Maschine zu unserem Zielflughafen ausfindig. Dort ereilte eine Musikerin die Hiobsbotschaft, dass ihr Koffer wohl in Madrid nicht in die richtige Maschine verladen wurde. Welch ein Glück, dass zumindest ihr Mann sein Gepäck auf dem Förderband wiederfand und seiner Frau natürlich gerne das ein oder andere Kleidungsstück zur Verfügung stellte.

Ein kleiner klappriger Schulbus holperte schließlich weitere 500 Kilometer mit der ganzen Mannschaft, umringt von sämtlichen Gepäckstücken, die im Laderaum nicht mehr untergebracht werden konnten, zu unserem mittlerweile heiß ersehnten Ziel: ein in den Ferien leerstehendes Schülerheim in Grootfontein. Nach 20 Stunden Anreise, mehr oder weniger ausgeschlafen, saßen wir am folgenden Tag schon wieder dicht an dicht und schweißgebadet in unserem Schulbus, der uns nach einigen missglückten Startversuchen über die staubigen Straßen Namibias ins Bushmanland brachte, wo wir sehr anschaulich das harte Leben der Sammler und Jäger der dürren Steppe kennenlernten. Und sollte dem Bushman geschmacklich etwas nicht vertraut sein, so pflegte er stets die eindringlichen Worte zu sagen: „Das ist bitter, das mag der Bushman nicht!“

Safari!

Eine abenteuerliche Safari im Etosha Nationalpark im Norden Namibias sollte natürlich in unserem touristischen Programm nicht fehlen. So wurden wir mit unserem  Luxusliner“ durch die kontrastreiche Landschaft des Naturreservates geschaukelt und staunten über unzählige Giraffen, Zebras und Antilopen, die ganz unbekümmert direkt an uns vorbeizogen. Bei einbrechender Dunkelheit schlichen wir vom Camp Namutoni an eine beleuchtete Wasserstelle und beobachteten dort weitere Tiere, wie Elefanten und Löwen, aus sicherer Entfernung. Doch eine Tierart, die mittlerweile nur noch im südlichen Afrika heimisch ist, war uns bisher leider noch nicht begegnet: der größte Vogel der Welt, der Strauß. So besuchten wir eine kleine Straußenfarm und überzeugten uns dabei auch von dem einzigartigen Geschmack eines saftig gegrillten Steaks, das der Bushman sicherlich mit den Worten kommentieren würde: „Das schmeckt lecker, das mag der Bushman sehr!“

Leider hatten so manche während der Reise aber auch Pech mit der afrikanischen Küche, so dass sie aufgrund einer Lebensmittelvergiftung behandelt werden mussten.

Nun ging es über die sandigen Pisten wiederrasch und beinahe ungebremst zurück nach Grootfontein, denn der Luftkompressor unseres Busses war mittlerweile komplett ausgefallen. Jetzt konnten selbst einige unserer durchaus handwerklich geschickten Musiker absolut nichts mehr ausrichten. Schließlich wurde uns ein großräumiger Sattelzugbus zur Verfügung gestellt, der uns sicher an unsere weiteren Zielorte brachte.
So jagte ein Highlight das andere, natürlich auch auf musikalischer, völkerverbindender Ebene. Bei brütender Hitze spielten wir einige Konzerte in den Straßen Grootfonteins, wobei sich besonders die schwarze Bevölkerung aller Altersstufen sogleich rhythmisch mitreißen ließ. Ebenso recht ausgelassen war die Stimmung beim Frühschoppenkonzert in Okahandja, dem bis heute wichtigsten traditionellen Zentrum des ehemaligen Hirtenvolkes der Herero. Auch bei abendlichen Benefizkonzerten in Windhoek begeisterten wir mit unserem vielseitigen musikalischen Repertoire unser Publikum, ganz gleich welcher Nationalität und Hautfarbe. Den Höhepunkt dabei stellte ein Gemeinschaftskonzert mit den African-King-Singers, einer schwarzen A-Capella-Formation aus Katatura, dem mittlerweile interessantesten Stadtteils Windhoeks, dar. Sie präsentierten neben englischen Songs auch Gesänge in ihrer Stammessprache.

Bepackt mit zahlreichen Souvenirs sowie eindrucksvollenErlebnissen und Erinnerungen, die bis heute andauern, traten wir schließlich wieder unsere Heimreise nach Deutschland an. Die ein oder andere verlängerte spontan ihren Aufenthalt und trennte sich erst geraume Zeit später schweren Herzens von den liebenswerten Menschen Namibias.


Schotten dicht

Konzertreise ins Land der bierdurstigen Rockträger

Vom 12. bis 24. August 1996 ging es für die Blasharmoniker nach Schottland. Mit dem Bus ging es nach Rotterdam zum Fährhafen, wo wir eigentlich direkt auf unsere Fähre einschiffen sollten – wäre uns da nicht ein kleines Missgeschick mit den englischen Zeitangaben „a.m.“ und „p.m.“ passiert. Somit waren wir rund 12 Stunden zu früh an unserer Fähre, worüber sich die ortsansässige Gastronomie in der Nähe der Anlegestelle sehr freute. Nachdem alle regionalen Getränkevorräte aufgebraucht waren, konnten wir auch beschwingt und bester Laune gegen 20 Uhr die Fähre Richtung Hull in England in Beschlag nehmen.

Anlass für unsere Schottlandreise war auch die 40-jährige Städtepartnerschaft zwischen Augsburg und Inverness in Schottland. Hier sollten wir die Stadt Augsburg als musikalische Botschafter vertreten. Die Feier zum Jubiläum der Städtepartnerschaft fand im Rathaus in Inverness statt, wo wir die festliche Veranstaltung mit einem eineinhalbstündigen Konzert musikalisch umrahmen durften. In perfektem Englisch moderierte unser damaliger Klarinettist Martin Hinterbrandner diesen Auftritt. Anschließend erhielten wir einen ersten Einblick in schottische „Effizienz“ und Sparsamkeit: Das während der gesamten Veranstaltung präsentierte und lockende Buffet wurde nach unserem Konzert von unseren Gastgebern in Windeseile abgebaut, wodurch wir leider keine Möglichkeit mehr hatten, uns an diesem kulinarischen Genuss zu erfreuen.

Von Inverness ging es direkt in die Highlands, wo wir auf der sogenannten Castle-Tour auch viele bekannte Schlösser und Burgen besichtigten. Besonders eindrucksvoll war Eilean Donan Castle, auch bekannt als Highlander-Schloss. Wir besuchten etliche Lochs, unter anderem natürlich Loch Ness. Auch eine Whiskey-Destillerie darf bei einer Schottlandrundfahrt nie fehlen und so kamen nicht nur unsere Whiskeykenner auf ihre Kosten. In den Highlands wollten wir es uns außerdem nicht nehmen lassen, gemeinsam in einem großen Zelt zu übernachten. Gekocht wurde in einem Topf auf einem Gaskocher und wir konnten die wunderbare Natur und den schottischen Regen mit allen Sinnen genießen. Mit der Isle of Sky, Glen Afric und letztlich der Besichtigung von Edinburgh haben wir in kürzester Zeit einen unvorstellbaren Eindruck von Schottland bekommen.

Als Abschluss hatten unsere Gastgeber des Community Education Centers in Inverness für uns sogar einen Ceilidh, eine Art Heimatabend mit schottischer Folklore, organisiert. Darunter verstanden diese offensichtlich auch, den Gästen aus Deutschland die Biervorräte während deren Konzert wegzutrinken. Allem zum Trotz ließen wir uns den Spaß an diesem stimmungsvollen und lustigen Abend aber nicht nehmen. Für die Organisation unserer Schottlandfahrt möchten wir ganz herzlich unserem damaligen Klarinettisten Martin Hinterbrandner danken. Durch sein Praktikum in Schottland konnte er eine Verbindung aufbauen und hat es somit ermöglicht, dass wir unvergessliche Tage in diesem sehr reizvollen Land verbringen durften.


Russian Woodstock

Zwei Konzertreisen führten uns 1994 und 1995 nach Russland.

Die Reisen in das sich im Umbruch befindlichen Land sowie die Konzerte und Auftritte, v.a. auf dem Gruschin-Festival vor fast 70.000 Zuhörern, wurden zu den ersten großen Abenteuern unseres Orchesters.

Russland befand sich 1993 mitten im Umbruch, in der völligen Umorientierung und Abkehr von den Ursprüngen der UdSSR. Genau in dieser spannenden und dynamischen Phase entschloss sich der Kreisjugendring Augsburg (KJR) für eine Vertiefung der Beziehungen zwischen der Jugendunion der Stadt Samara und den Jugendverbänden aus dem Kreis Augsburg. Im September 1993 begaben sich Sabine Priegl vom KJR sowie Andreas Landau als Vertreter der Gersthofer Blasharmoniker und der djo – Deutsche Jugend in Europa – auf den Weg nach Russland. Aus dieser Fahrt und einem Treffen mit dem Hauptorganisator des Gruschin-Festivals Boris Kejlman in Köln entwickelte sich die Idee, dass die djo mit einer ihrer Kulturgruppen (in diesem Fall mit uns) am Gruschin-Festival in Samara an der Wolga teilnehmen könnte.

Das Festival ist eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung in den Wolga-Auen – mit damals ca. 70.000 Besuchern. Das Festival trägt den Beinamen „Woodstock der russischen Liedermacher“. Von 1980 bis 1985 war das Festival verboten und blühte erst mit Beginn der Perestroika wieder auf. Der Besuch der Gersthofer Blasharmoniker im Juli 1994 war in jeder Hinsicht ein absolutes Novum: Wir traten als erste ausländische Musikgruppe und sowieso als erste Blasmusikformation dort auf. Und für uns war es die erste Auslandsreise als Blasorchester überhaupt. Damals waren wir zudem eine der ersten Gruppen aus dem Landkreis Augsburg, die einen Austausch mit Russland anfingen. Die unsichere politische und wirtschaftliche Situation machte die gesamte Reise zu einem großen Abenteuer.

Unsere Reise nach Russland begann am 26. Juni 1994 mit dem Flug mit Aeroflot von München nach Moskau. Dort konnten wir den ersten Tag für die Besichtigung des Roten Platzes und des Kremls nutzen. Schon am nächsten Tag ging es weiter nach Samara – wieder mit dem Flugzeug. Dort wurden wir im Studentenwohnheim der Aerokosmischen Universität untergebracht. Die Weltraum-Programme der Sowjetunion wurden genau dort entwickelt. Während unserer gesamten Russlandreise wurden wir von den Dolmetscherinnen Julija, Tatjana und Irina von der Germanistik-Fakultät unterstützt, die zu unseren Freunden wurden und zu denen der Kontakt noch Jahre danach erhalten blieb.

Ein besonderes Highlight war unser Konzert in einem Jugendferienlager der Samara-Jugendunion, etwa 80 Kilometer von Samara entfernt. Mit unserer Musik und einem Schuhplattler-Schnellkurs von Armin Hoppmann fanden wir im Handumdrehen 170 junge Freunde.

Mit dem Zug ging es weiter zum Festival. Der erste Blick von den Schiguli-Bergen aus über das Gelände war beeindruckend: Zwischen zwei Seitenarmen der Wolga stand der Rauch der vielen Lagerfeuer über den Waldlichtungen. Leider  wurde die Freude durch die heftigen Regenfälle am Ankunftstag getrübt. Wir mussten mit unserem Gepäck über einen rutschigen Berghang zur Ebene absteigen und standen dort knietief im Schlamm. Statt der erwarteten Zelte oder Hütten hatten wir nur ein paar Bündel olivfarbener Baumwollplanen und Plastikfolien als Regenschutz zur Verfügung. Also hieß es „in die Hände spucken“ und als Erstes im Wald Zeltstangen anfertigen. Danach wurden Bänke und Tische gezimmert sowie für ausreichend Brennholz zum Kochen gesorgt. Unsere Instrumente kamen erst am späten Abend in einem  Armeelaster nach – andere Fahrzeuge hatten im Schlamm keine Chance. Die Wasserversorgung war ebenfalls sehr abenteuerlich: Für einen Kanister Trinkwasser mussten wir teilweise Wartezeiten von bis zu zwei Stunden einplanen. Schnell hatten wir die Logistik umgestellt und das Trinkwasser überwiegend in der Nacht organisiert. Waschen? Wir badeten in der Wolga. Letztlich hat uns gerade dieses Lagerleben mit seinen erschwerten Bedingungen zusammengeschweißt.

Alle Schwierigkeiten waren vergessen, sobald wir uns für die Auftritte jeweils auf einer der Nebenbühnen einfanden. Als erste und einzige Blaskapelle boten wir einen echten Kontrast zu den Gitarre spielenden Liedermachern. Damit waren wir auch Thema in den Russischen Zeitungen: „Die Gitarristen bekommen Konkurrenz! (…) Die Musikanten spielten wirklich übermütig.“ So konnten wir uns für den Top-Act am Abschlussabend qualifizieren. Eine große auf der Wolga schwimmende Gitarre war die große Bühne der Gersthofer Blasharmoniker am 3. Juli 1994. Hier konnten wir mit „Rock-Opening“ und „The Saint´s Hallelujah“ vor 70.000 Zuhörern für Begeisterungsstürme sorgen. Als wir diese Bühne betraten, stand den Veranstaltern mit Sicherheit der Schweiß auf der Stirn. Die Bühne drohte einfach unterzugehen. Üblicherweise war die Bühne für Gruppen von maximal zehn Personen ausgelegt und nicht für ein doppelt so starkes Blasorchester. Tief bewegt von den hochgehaltenen Feuerzeugen der Zuhörer, die den Berg an der Wolga mit ungezählten Lichtpunkten schmückten, und von den Jubelschreien der Besucher standen wir mit Tränen in den Augen auf der Bühne.

Im Vergleich zu diesem emotionalen Moment verblassen die Eindrücke von unserer Heimreise: Wie wir am Abend Abschied nehmen mussten von unseren neu gewonnenen Freunden; wie wir am nächsten Tag in einem alten, klapprigen Bus zurück nach Samara gebracht wurden – bergauf laufend, da der Motor versagte; wie wir nach dem langen Flug mit Zwischenstation in Moskau schließlich mit russischen Spinnen im Gepäck und nach Lagerfeuer-Rauch stinkend wieder zu Hause ankamen.

Diese intensiven Eindrücke waren der Auslöser für eine zweite Russlandfahrt vom 25. Juni bis 4. Juli 1995, bei der wir diesmal bei schönstem Wetter und mit der im Vorjahr erworbenen Erfahrung sowie besserer Ausrüstung wieder am Gruschin-Festival teilnahmen.